Alpenveilchen
Omas Lieblingspflanze: Hingerissen von bunten Alpenveilchen unter Bäumen
ls ich vor Jahren begonnen habe, meinen Garten zu planen, wäre mir die Idee, Alpenveilchen zu pflanzen, so absurd vorgekommen wie der Vorschlag, es doch mal mit einem Gummibaum als Hausbaum zu versuchen. Alpenveilchen, so meine Vorstellung, gehörten zu Oma in kalte Fenster. Oder sie landeten als Krepppapier umwickelte Zugaben auf dem Geburtstagstisch.
Diese kleine Wildalpenveilchenform Cyclamen hederifolium blüht im Herbst in dunkelrosa oder weiß (Bildnachweis: GMH/ Klaus-Peter Manig)
Ich Ahnungsloser wurde erst erweckt, als ich einen gärtnernden Freund im Februar besucht habe und völlig unerwartet vor einem blühenden Teppich von Frühlings-Alpenveilchen (Cyclamen coum) stehe. Alles ist noch trist und grau, der Boden noch gefroren und unter einer großen Kiefer leuchtet es tatsächlich cyclamrot! Ich war hingerissen von diesem Anblick und habe meinen Freund sofort gelöchert mit Fragen: Was ist das? Wie geht das? Kann ich das auch machen?
Ja, und es ist ganz einfach: Sie suchen einen Platz im Garten, der leicht beschattet und nicht feucht ist. Warm und von kalten Winden geschützt sollte dieser Platz auch noch sein. Solch eine Pflanzstelle findet sich häufig unter großen Bäumen wie Kiefern, Buchen oder Eichen. Hier, direkt im Wurzelfilz dieser Bäume fühlt sich das Alpenveilchen wohl, denn die Bäume sorgen für die notwendige Trockenheit die diese Knollenpflanze so schätzt.
Frühjahrs- und Herbstblühende Alpenveilchen
Etwas Kalk und Lauberde vor dem Pflanzen einarbeiten und alles ist perfekt vorbereitet für die wilden Verwandten von Omas Topfpflanze.
An einen solchen Platz können zwei unterschiedliche Wild-Alpenveilchen gesetzt werden. Das sehr früh blühende Cyclamen coum und das im Herbst blühende Cyclamen hederifolium. Cyclamen coum hat recht kleine, nierenförmige Blätter, die teilweise sehr hübsch silbern marmoriert sein können oder aber auch, wie bei der Ausleseform `Silver Leaf´ komplett silbrig sind. Cyclamen hederifolium, der botanische Name deutet es an, erinnert vom Laub an Efeu. Die Blätter sind größer, teilweise stark gezackt oder lanzettlich geformt und auch sehr hübsch silbern marmoriert. Allein die Vielfalt des Laubes, bei dem eines nie dem anderen gleicht, macht dieses Alpenveilchen zu einem Hingucker. Die Blütenfarbe des herbstblühenden Alpenveilchens ist ein dunkles Rosa. Es gibt bei dieser Pflanze allerdings, wie auch beim Frühlings-Alpenveilchen, eine weiße Blütenvariante.
Beide Alpenveilchen haben eine sehr eigene Art sich weiter zu verbreiten, denn nach der Befruchtung fällt die Blütenkrone ab und der Blütenstängel rollt sich mit der Samenkapsel zu einer Spirale zusammen. So zusammengenudelt bleibt die Samenkapsel auf dem Boden bis zur Samenreife liegen. Irgendwann platzt die Kapsel und gibt die Samenkörner frei, an der sich ein klebrigsüßes Anhängsel befindet. Diese Anhängsel (Elaiosomen) sind die Leibspeise von Ameisen, die die Samen jetzt schnell in ihren Bau schleppen und so für eine weite Verbreitung der Alpenveilchen sorgen.
Und tatsächlich, vom vorsichtigen Einzug der ersten einzelnen Alpenveilchen in meinen Garten, unter einer großen Felsenbirne, bis zur flächendeckenden Ausbreitung, vergingen vielleicht drei bis vier Jahre! Das funktioniert natürlich nur, wenn Sie nicht anfangen, die Pflanzstelle mit einer Hacke zu bearbeiten und den Boden ständig stören. Legen Sie die Hacke weg und lassen Sie die Ameisen ihren Job machen. Die können das.
Jörg Pfenningschmidt, Hamburg
www.naturdesign-staudengarten.de