„Hängepartie“ im Garten
Viele Freizeitgärtner bevorzugen eine gewisse Natürlichkeit im Garten. Pflanzen dürfen in einander wachsen, sich an andere anlehnen oder großzügig überhängen. Wenn Blüten allerdings auf der Erde liegen oder Gräser auseinanderkippen, wird es manchem Hobbygärtner doch zu wild.
Um Ordnung in das Bild zu bringen wird mit Stab und Bindematerial agiert. Es sollte allerdings nicht so weit führen, dass jeder gebogene Trieb einer Aster oder die nickenden Blüten der Pfingstrosen eingeschnürt werden. Ab welcher Neigung sollte aber gebunden und gestützt werden? Diese Frage wird viel diskutiert. „Hier ist das Fingerspitzengefühl des Gärtners notwendig“, weiß Klaus-Peter Manig, Staudengärtner aus Uebigau. Er gibt Tipps, wie man Stauden im Garten bändigen und trotzdem naturnah wirken lassen kann. Sein Credo ist: „Zeigen Sie einen gewissen Mut zur Unordnung – Garten ist Natur, da muss nicht alles stramm stehen.“
Aufbinden oder nicht, das ist hier die Frage!
Viele Stauden haben von Natur aus einen kompakten, gedrungenen Wuchs und lassen sich ganz einfach fast ohne das Eingreifen des Gärtners im Garten kultivieren. Beispiele dafür sind Salbei (Salvia) oder Lavendel (Lavandula), die mit einem beherzten Schnitt nach der Blüte in Form gebracht werden können. Andere bilden wie die Prachtkerze (Gaura) einen schönen, überhängenden Wuchs aus, der für ein lockeres, natürliches Gartenbild sorgt. Sehr hohe Stauden wie einige Herbstastern (Aster), Staudensonnenblume (Helianthus) oder Rittersporn (Delphinium) kommen besonders gut zur Geltung, wenn Sie vor Zäunen oder Mauern gepflanzt werden. Dort haben Sie einen Rückhalt und können sich anlehnen. Freistehend sollten auch Sie durch entsprechende Maßnahmen unterstützt werden, um das Umkippen der Blüten und Triebe zu verhindern. Wieder andere Stauden brauchen aufgrund ihrer großen, schweren Blüten eine Stütze, damit die Blütenpracht, besonders bei Regenwetter, nicht auf dem Boden zu liegen kommt. Das ist zum Beispiel bei Staudenpfingstrosen (Paeonia) oder Mohn (Papaver) der Fall. „Wichtig ist”, so Manig, „dass wir die Pflanzen nur unterstützen, ohne sie in ihrer natürlichen Wuchsform zu sehr zu beeinträchtigen“. Denn schon Karl Förster, der große Staudengärtner sagte: „Wir wollen im Garten auch ein freiwilliges Lächeln der Natur, kein allzu mühsam abgerungenes“.
Stauden stützen – aber wie?
Um Stauden im Garten zu stützen, gibt es einige Möglichkeiten, erklärt Manig. „Ich persönlich verwende am liebsten natürliche Pflanzenstützen, das heißt Zweige oder Bindematerial aus Naturmaterialien, die sich dem Garten gut anpassen und später auf dem Kompost verrotten können. Die Spitzen des Gartenbambus sind zum Beispiel sehr stabil, in die Verzweigungen kann man die zu stützenden Pflanzentriebe drapieren“. Eine weitere Möglichkeit bilden verzweigte Äste, die man ausreichend tief x-förmig vor, bzw. um die Stauden in die Erde steckt. Diese selbst gebauten Hilfsmittel sind eine günstige und naturnahe Möglichkeit, Pflanzen in ihrem Wuchs zu leiten. Bringen Sie diese Staudenstützen bereits im Frühling an, wenn die Pflanzen noch niedrig sind, dann werden keine Blüten abgeknickt und die Pflanzen wachsen in die Halterungen hinein, rät der Pflanzenexperte. Es gibt natürlich auch viele im Verkauf erhältliche Pflanzenstützen. Je nach Geschmack lassen sich Staudenringe oder -stäbe aus ummanteltem Draht, aus Eisen oder Holz im Garten verwenden. Wichtig ist generell, dass die Pflanzen nicht zu sehr geschnürt werden, da die Triebe bei starkem Wind sonst genau an der Bindestelle abknicken. Ein zu dichtes Zusammenbinden wirkt zudem steif und erhöht die Krankheitsanfälligkeit. Denn in dichtem Blattwerk hält sich Feuchtigkeit und Nässe länger- dies fördert einen Pilzbefall. „Binden Sie bitte keine Garben“, ermahnt Manig – „das wirkt extrem unnatürlich“. Als dekorative Beigabe können Stecker aus Metall, Glas oder sonstige dekorative Dinge auf die Pflanzenstützen gesetzt werden und so als zusätzlicher Schmuck im Garten vor oder nach der Blüte wirken.
Staudentipp – für kompakte, standfest Pflanzen
Generell gilt: Eine ausgewogene Nährstoffversorgung wirkt sich positiv auf die Stabilität der Pflanzen aus und sorgt dafür, dass Stauden standhaft bleiben. Verwenden Sie deshalb im Frühjahr einen ausgewogenen Mehrnährstoffdünger auf organischer oder mineralischer Basis und vermeiden Sie eine einseitige Düngung. „Beachten Sie die Angaben auf der Düngerpackung. Eine Überdüngung führt sonst zu übermäßig starkem Wuchs und verminderter Standfestigkeit“, rät der Staudengärtner. Auch das Trockenhalten von Stauden bremst das Wachstum und sorgt für kompaktere Pflanzen. Eine weitere Möglichkeit ist das Pinzieren der Stauden, um die Pflanzen standhafter zu halten. Von Pinzieren spricht man, wenn man die Pflanzentriebspitzen abzwickt schneidet und so für eine vermehrte Bildung von Seitentrieben sorgt. „Der ideale Zeitraum dafür ist je nach Witterung Mitte April bis Mitte Mai, wenn die Pflanzen ca. 20 cm hoch sind“, so der Staudenexperte. Vor allem bei herbstblühenden Stauden wie Astern (Aster), Chrysanthemen (Chrysanthemum) oder Sonnenbraut (Helenium) lassen sich dabei gute Erfolge erzielen und das Höhenwachstum zugunsten eines buschigeren, kompakteren Wuchses beeinflussen. Ein weiterer Effekt ist die leichte Verzögerung der Blütenbildung, die man gezielt dazu einsetzen kann, um eine Verlängerung der Gesamtblütezeit zu erreichen.
Wussten Sie schon – mit Sortenwahl und Kombinationen zum Erfolg
Durch bestimmte Pflanzenkombinationen lassen sich ebenfalls Pflanzenstützen sparen, weiß Manig. So können straff aufrecht wachsende Gräser wie Chinaschilf (Miscanthus) als Hintergrund und Stütze für überhängende Stauden agieren. Salbei (Salvia) oder Steinquendel (Calamintha) sind kompakte Stauden-Nachbarn, die durch ihre Nähe dem Auseinanderfallen von hohen Stauden entgegenwirken können. „Pflanzt man gleich zu Beginn dichter, so lässt sich dadurch die Standfestigkeit einzelner Sorten erhöhen, die Pflanzen stützen sich gegenseitig. Sie nehmen Ihnen so die Möglichkeit zu stark überzuhängen“, erklärt Manig. Hier ist das Feingefühl des Gärtners gefragt. Auch der Sortenwahl kommt eine große Bedeutung zu. „Bei vielen Arten gibt es mittlerweile kompakt wachsende Sorten, bei denen sich die Frage nach einer Stütze nicht mehr stellt“, weiß Manig. So sind bei den Prachtkerzen (Gaura) einige neue Sorten dazu gekommen, die kompakt wachsend sind, wie Gaura lindheimeri „Short Form“. Auch im Sortiment der hohen Herbstastern gibt es Auslesen, die um einiges kleiner und kompakter wachsen als ihre großen Schwestern. Die dunkelviolett blühende Rauhblattaster (Aster novae-angliae `Purple Dome´) sei hier nur als Beispiel genannt. Eine weitere Empfehlung für kompakte Sorten bei der Sonnenbraut (Helenium) ist die Sorte `Rubinzwerg´. Fragen Sie in anerkannten Fachbetrieben nach, dort hilft man ihnen mit den richtigen Sortentipps weiter.